Die diesjährigen Träger*innen des wichtigsten Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland stehen fest. Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) berufene Auswahlausschuss wählte jetzt in Bonn drei junge Wissenschaftlerinnen und sieben junge Wissenschaftler für die „Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2014“ aus. Sie erhielten die mit je 20000 Euro dotierte Auszeichnung am 12. Mai in Berlin.
Der Informatiker Eric Bodden forscht im Bereich des Secure Software Engineerings und beschäftigt sich dort mit der Fragestellung, wie Software schon während des Entwicklungsprozesses mit spezifischen Sicherheitseigenschaften ausgestattet werden kann. In dieselbe Richtung geht seit 2012 auch Boddens Arbeit im Rahmen einer Emmy Noether-Gruppe unter dem Titel „Beweisbar sichere Programmausführung durch deklarativ definierte dynamische Programmanalysen“. Aktuell beschäftigt sich Bodden vor allem mit dem Bereich der Sicherheit von mobilen Apps. Dabei liegt der Fokus auf Smartphones mit dem Betriebssystem Android.
Der Forschungsschwerpunkt des aus Belgien stammenden Rechtshistorikers Wim Decock liegt in der Epoche der Frühen Neuzeit im 16.–17. Jahrhundert. Seine Studien widmet Decock dabei hauptsächlich den Theologen und Juristen der Spätscholastik. Der Stellenwert der Spätscholastik in der Entwicklung der modernen europäischen Rechtsordnungen ist während der letzten Jahrzehnte zwar bereits wiederholt thematisiert worden – Decock hat dazu aber nun erstmals ein umfassendes Standardwerk vorgelegt. In diesem hebt er die besondere Bedeutung der damaligen katholischen Theologen für das moderne Vertragsrecht hervor.
Die Biochemikerin Dorothee Dormann hat bereits während ihrer Postdoc-Tätigkeit an der Universität München ihren wissenschaftlichen Fokus auf die Erforschung der molekularen und zellulären Ursachen von neurodegenerativen Erkrankungen gelegt. In einer von ihr seit 2013 geleiteten Emmy Noether-Nachwuchsgruppe werden nun die Transportvorgänge und Pathomechanismen von RNA-bindenden Proteinen in neurodegenerativen Erkrankungen untersucht. Die Ergebnisse könnten langfristig einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Therapiekonzepten leisten.
In seinen Forschungsarbeiten geht Nico Eisenhauer der grundlegenden Frage nach, wie sich der Globale Wandel auf Biodiversität und Ökosystemfunktionen auswirkt. Dazu analysiert er die Folgen steigender Kohlendioxidkonzentrationen, erhöhter Temperaturen und Stickstoffdepositionen, häufigerer Dürreereignisse und der Etablierung gebietsfremder Arten. Mit seinen bisherigen Arbeiten konnte Eisenhauer dabei das Verständnis der Wechselbeziehungen von Pflanzen mit Bodentieren und von den komplexen Interaktionen in mikrobiellen Gemeinschaften des Bodens bereits maßgeblich erweitern.
Der Literaturwissenschaftler Bent Gebert widmet sich der Mythosforschung – und damit einem in die verschiedensten Diskurstraditionen ausgreifenden Themenfeld der Wissenskulturen und der gesamten Wissensforschung zugleich. Mit seinen Forschungen zum Mythos als Wissensform hat Gebert dabei die mediävistische Mythosforschung erheblich vorangetrieben. Mittels subtiler Textbeobachtungen zeigt er, dass die wachsenden Wissensansprüche spätmittelalterlichen Erzählens poetologische, also dichterische Konsequenzen haben. Aktuell befasst sich Gebert mit der Rekonstruktion „kultureller Logiken“ des Wettkampfs innerhalb der mittelalterlichen Literatur.
Eine Verbindung zwischen der angewandten Mathematik und der experimentellen Biologie schafft Silvia Gruhn. Sie hat sich sowohl mit der Modellierung der Hämodynamik – dem Blutfluss in den Blutgefäßen – innerhalb des menschlichen Gehirns als auch mit der Kontrolle eines komplexen Verhaltens, nämlich der Laufbewegungen von Insekten, befasst. Letztere untersucht sie seit 2009 als Nachwuchsgruppenleiterin im Emmy Noether-Programm. In ihren Simulationen benutzt Gruhn sämtliche relevanten Parameter des biologischen Organismus, darunter die zellulären Eigenschaften von Neuronen und sogar die biomechanischen Eigenschaften der Muskeln und ihre unterschiedlichen Zusammensetzungen.
Untersuchungen der Auswirkungen von Fertigungsprozessen auf Oberflächeneigenschaften können dazu beitragen, Bauteile mit höherer Leistungsfähigkeit herzustellen und die bislang eingesetzten Fertigungsverfahren zu verbessern. Der studierte Biologe Daniel Meyer forscht genau innerhalb dieses Spannungsfeldes von naturwissenschaftlichen Wirkmechanismen und ingenieurwissenschaftlichen Fragestellungen. Seine multidisziplinäre Herangehensweise in Kombination mit einer aufwendigen experimentellen Verifikation hat neue Möglichkeiten geschaffen, Stoffeigenschaften ressourcenschonend zu ändern. Das von ihm erstmals publizierte „kryogene Walzen“ ist dabei nur eine der denkbaren Umsetzungen seiner theoretischen Grundlagen.
Laura Na Liu forscht auf dem sich rasch entwickelnden Feld der Nanophotonik, in dem versucht wird, Licht jenseits der Beugungsgesetze zu kontrollieren und nutzbar zu machen. Vor allem ihre Arbeiten zu plasmonischen Sensorkonzepten und plasmonischen Nanolinealen sind dort von nachhaltiger Bedeutung, ebenso ihre Weiterentwicklung in den Präparationstechniken der Nanostrukturen. Aktuell liegt der Forschungsschwerpunkt der Nanowissenschaftlerin auf DNA-Nanotechnologie und biomolekularen Applikationen. Auch hier zeigt sich ihr Gespür, neuartige Herstellungsansätze für nanooptische Applikationen zu erzeugen.
Der Chemiker Marc D. Walter beschäftigt sich mit der ganzen Bandbreite der metallischen Elemente von Erdalkalimetallen bis hin zu Actiniden. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf experimentellen, theoretischen und spektroskopischen Arbeiten zur Charakterisierung dia- und paramagnetischer Organometallverbindungen. Seit 2010 untersucht Walter in Braunschweig im Rahmen einer Emmy Noether-Gruppe die Synthese und Charakterisierung von Halbsandwich-Komplexen des Eisens. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für die Erweiterung der Systematik und das tiefere Verständnis der klassischen Organometallchemie.
In seinen Forschungen integriert der Biogeochemiker Sönke Zaehle die Stickstoffdynamik in globale Vegetationsmodelle. Diese Modelle bilden eine wichtige Grundlage, um erste Abschätzungen zur limitierenden Wirkung des Stickstoffs auf das Wachstum der Landbiomasse und Auswirkungen auf den Kohlenstoffhaushalt vornehmen zu können. Darüber hinaus können mit ihnen Veränderungen unter dem Einfluss des Klimawandels besser nachvollzogen werden. Auch im Hinblick auf die Ernährungssicherheit und die Rolle des Stickstoffs in Agrarsystemen, die weltweit die flächenmäßig größte Landnutzungsform darstellen, sind Zaehles Forschungsarbeiten bedeutsam.