Am 8. Dezember 2000 hat der Hauptausschuß der DFG die Preisträger im Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm für das Jahr 2001 bestimmt. Elf Wissenschaftler werden mit dem höchstdotierten deutschen Förderpreis ausgezeichnet. Die mit größerem apparativen Aufwand arbeitenden Wissenschaftler erhielten ein Preisgeld von drei Millionen DM, die stärker theoretisch ausgerichteten Forscher ein Preisgeld von 1,5 Millionen Mark, das für Forschungsarbeiten in einem Zeitraum von fünf Jahren vorgesehen ist.
Jochen Feldmann hat als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes Physik in Marburg studiert und wurde dort 1990 promoviert. Er war im Anschluss an der Hebräischen Universität Jerusalem und in den Bell Laboratories in den USA tätig, bevor es sich 1994 in Marburg habilitierte. Der Habilitation folgte im Alter von 34 Jahren der Ruf auf eine C4-Professur an der Universität Rostock und kurz darauf auf den neu errichteten Lehrstuhl für Photonik und Optoelektronik an der Universität München.
Jochen Feldmanns Arbeitsgebiete sind die Photone, die kleinsten Energieteilchen einer elektromagnetischen Strahlung, und die Optoelektronik. Er untersucht neuartige anorganische und organische Materialien hinsichtlich ihrer optischen und elektronischen Eigenschaften. Dabei können neue Materialsysteme für optoelektronische Bauelemente entwickelt werden. So werden zum Beispiel ultradünne Schichtsysteme hergestellt, die neuartige organische Solarzellen und Photodetektoren ermöglichen, welche etwa in Leuchtdioden und Lasern verwendet werden. Dies ist für die physikalische Grundlagenforschung ebenso wie für technische Anwendungen von wegweisender Bedeutung.
Nach einem Studium der Biologie und Chemie und der Promotion 1984 an der Universität Regensburg arbeitete Eduard C. Hurt im Baseler Forschungslabor von Jeff Schatz. Bereits mit 31 Jahren wurde er 1986 Arbeitsgruppenleiter am Europäischen Labor für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg. Seit 1995 ist er C4-Professor am Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg.
Eduard C. Hurt hat mit seinen Untersuchungen wesentlich zum grundlegenden Verständnis der molekularen Lebensvorgänge in Zellen beigetragen. Insbesondere hat er sich mit der Struktur und Funktion von Zellbestandteilen wie Chloroplasten und Mitochondrien beschäftigt. Außerdem hat er versucht, die Entwicklung des Zellkerns und besonders der Kernporen, die aus über vierzig unterschiedlichen Proteinen aufgebaut sind, aufzuklären. Hurts Arbeitsgruppe konnte bislang schon etwa die Hälfte der Proteine identifizieren und in ihrer Funktion beschreiben. Damit nimmt er in diesem Feld der Molekularbiologie einen auch international herausragenden Platz ein.
Hans Keppler hat Chemie und Mineralogie an der Technischen Hochschule Karlsruhe studiert. Der Promotion 1988 im Fach Mineralogie folgte ein zweijähriger Forschungsaufenthalt am California Institute of Technology in Pasadena, USA, und die Habilitation 1994 an der Universität Bayreuth. Seit April 2000 ist er Professor für Allgemeine und Physikalisch-Chemische Mineralogie an der Universität Tübingen.
Hans Kepplers Arbeiten zeichnen sich durch die Kombination von geologischen und chemischen Ansätzen aus. Sein besonderes Forschungsinteresse gilt der Wechselwirkung von wässrigen Flüssigkeiten mit Mineralen, Gesteinen und Schmelzen und ihrer Rückwirkungen auf geologische Prozesse. So konnte er erstmals nachweisen, dass Spurenelemente, die man im vulkanischen Gestein findet, in Flüssigkeiten in großen Erdtiefen transportiert wurden - und hier zur Bildung von Magmen beitrugen. Dies eröffnet neue Einblicke in globale geologische Prozesse des Erdinnern.
Arthur Konnerth hat Humanmedizin in München studiert und seine Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Psychiatrie angefertigt. Als Postdoktorand ging er in die USA und anschließend an das Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. In den Jahren 1989 bis 1994 war er Gruppenleiter im Projekt Neurobiologie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Nach einer ersten Professur an der Universität des Saarlandes wurde er 1999 Professor für Physiologie an der Technischen Universität München. Seit 1.10.2000 gehört er - wie die gesamte Vorklinik der TU München - zur Ludwig-Maximilians-Universität.
Arthur Konnerth hat sich der zellphysiologischen und neurobiologischen Forschung verschrieben. Die herausragende Bedeutung seiner wissenschaftlichen Studien besteht darin, neue, leistungsfähige Methoden zur Untersuchung neuronaler Aktivitäten im Gehirn von Säugern entwickelt zu haben. Konnerths Arbeitsgruppe hat neuronale Netzwerke im Kleinhirn und Hippocampus untersucht und dabei wichtige Beiträge zum Verständnis von Mechanismen und Prozessen gewonnen, die die zellulären Grundlagen des motorischen Lernens darstellen.
Ulrich Konrad hat Musikwissenschaften, Germanistik und Geschichte in Bonn und Wien studiert und wurde 1983 an der Universität Bonn promoviert. Nach seiner Habilitation 1991 in Göttingen vertrat er zunächst den Lehrstuhl für Musikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. 1993 folgte er einem Ruf auf eine C4-Professur an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg/Breisgau. Seit 1996 ist er Professor für Musikwissenschaft in Würzburg.
Ulrich Konrads Arbeiten zeichnen sich durch große Vielfalt aus: Als Mozartforscher, der anhand von mehr als 300 Werkskizzen Mozarts Schaffensweise in neuer Weise rekonstruierte, hat er sich international einen Namen gemacht. Außerdem setzt sich Konrad intensiv mit Komponisten und Kompositionen des 19. Jahrhunderts auseinander. Innerhalb der neueren Musikgeschichte beschäftigt er sich - unter Heranziehung von neuen oder neugesehenen Dokumenten - unter anderem mit den Werken von Richard Strauss, Franz Schmidt und Alban Berg. Ulrich Konrads Studien, die bereits verschiedene Auszeichnungen erhielten, sind für die Musikwissenschaft von zentraler Bedeutung.
Martin Krönke hat Humanmedizin in Mainz studiert und wurde dort im Fach Mikrobiologie promoviert. Es folgte ein Forschungsaufenthalt am National Cancer Institute in Bethesda, USA, danach am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen. Krönke war Heisenberg-Stipendiat der DFG und erhielt 1991 seinen ersten Ruf auf eine C3-Professur für Mikrobiologie an der Universität München. 1995 übernahm er den Lehrstuhl für Immunologie der Universität Kiel. Seit 1999 hat er eine Professur für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Universität Köln inne.
Martin Krönkes Interesse gilt fundamentalen zellbiologischen Vorgängen, die neue Ansatzpunkte für die Therapie vielfältiger entzündlicher oder bösartiger Erkrankungen bieten. Insbesondere hat er sich mit Fragen der T-Zell-Immunologie und der Rezeptor-Regulation beschäftigt und Gene aufgeklärt, die beim Wachstum menschlicher T-Lymphozyten eine besondere Rolle spielen. Diese wiederum sind für das Verständnis von Entzündungsabläufen von zentraler Bedeutung.
Nach seinem Studium der Romanistik und der Geschichtswissenschaften in Bochum und Toulouse wurde Joachim Küpper 1980 promoviert. 1987 habilitierte er sich an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Schrift, die ihm den Heinz Maier-Leibnitz-Preis eintrug. 1989 folgte er einem Ruf auf eine C4-Professur an der Universität Wuppertal. Heute ist er Professor für Romanische Philologie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin.
Der Romanist Joachim Küpper hat zu allen drei großen Literaturen der romanischen Welt - der französischen, spanischen und italienischen Literatur - und zu unterschiedlichen Zeitepochen wichtige Studien vorgelegt. Das Wegweisende seiner Arbeiten ist, dass er ein literarhistorisches mit einem literaturtheoretischen Interesse verbindet und für die konkrete Textanalyse fruchtbar macht. Dies prägt etwa seine Auseinandersetzung mit den spanischen Barockdichtern Lope de Vega und Calderón, aus der ein vielbeachtetes Verständnismodell für den Barock und seine Literatur hervorging. Auf dem Gebiet der literaturwissenschaftlichen Romanistik nimmt Küpper eine führende Stellung ein.
Christoph Markschies hat Evangelische Theologie, Klassische Philologie und Philosophie in Marburg, Jerusalem, München und Tübingen studiert. Nach der Promotion 1991 und der Habilitation 1994, beide in Tübingen, folgte er 1995 einem Ruf auf eine Professur für Kirchengeschichte an der Universität Jena. In den letzten beiden Jahren war er Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin und am Institute of Advanced Studies in Jerusalem. Seit kurzem hat er eine Professur für Kirchengeschichte in Heidelberg inne.
Christoph Markschies hat sich der Kirchengeschichte verschrieben. Im Mittelpunkt seines breitgelagerten Werkes stehen Studien zur Strukturgeschichte des antiken Christentums. Das Besondere seiner Forschungsperspektive ist, die alte Christenheit im Spannungsfeld von Judentum und Griechentum auf der einen und von Ost und West auf der anderen Seite zu untersuchen. Das Verhältnis zwischen westlichem und östlichem Christentum bestimmt wesentlich seine Auseinandersetzung mit Ambrosius von Mailand und mit dessen Trinitätstheologie, was einen neuen Blick auf diesen Kirchenvater und seine Theologie eröffnet. Markschies wirkt mit im Jenaer Graduiertenkolleg "Leitbilder der Spätantike" und im DFG-Schwerpunktprogramm "Römische Reichsreligion und Provinzialreligion"; er hat die Jenaer Hans-Lietzmann-Vorlesungen ins Leben gerufen und ist Projektleiter des Langzeitvorhabens "Griechische Christliche Schriftsteller" der Berlin-Brandenburgischen Akademie.
Nach seinem Studium der Verfahrenstechnik hat Wolfgang Marquardt am Stuttgarter Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik gearbeitet, wo er auch 1988 promoviert wurde. Als Postdoktorand ging er an die University of Wisconsin, Madison. Noch vor seiner Habilitation 1992 erhielt er einen Ruf auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Prozesstechnik an der RWTH Aachen, dem er bis heute treu geblieben ist. Wolfgang Marquardt ist unter anderem Sprecher des Aachener Sonderforschungsbereichs 540 "Modellgestütze experimentelle Analyse kinetischer Phänomene in mehrphasigen fluiden Reaktionssystemen".
In seinen Untersuchungen widmet sich Wolfgang Marquardt Grundfragen der Verfahrenstechnik, der Systemdynamik und der angewandten Informatik. Am Beispiel der nichtlinearen Wellenausbreitung zeigte er erstmals, wie aus einem komplexen Prozessmodell ein stark reduziertes Modell abzuleiten ist. Aus dieser Modellreduktion entwickelte er eine allgemeine Modellierungssystematik für verfahrenstechnische Prozesse. Sie erfordert elementare Modellbausteine, die zu höheren Modellstrukturen zu verknüpfen sind. Für die modellbasierte Entwicklung verfahrenstechnischer Prozesse, für die rechnergestützte Simulation und für den Anlagenentwurf sind Marquardts Forschungen von großer Bedeutung.
Helge Ritter hat an den Universitäten Bayreuth und Heidelberg Physik und Mathematik studiert. 1988 wurde er an der Technischen Universität München promoviert. Weitere Stationen seiner akademischen Laufbahn waren die University of Illinois in Urbana-Champaign und das Laboratorium für Informationswissenschaft und Informatik in Helsinki. 1990 nahm er den Ruf auf eine C3-Professur für Mustererkennung an der Universität Bielefeld an. Seit 1993 ist er C4-Professor für Neuroinformatik an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld. Dort ist er maßgeblich am Sonderforschungsbereich 360 "Situierte künstliche Kommunikatoren" beteiligt.
Helge Ritters Arbeitsgebiet ist die Neuroinformatik. Nach Forschungen zu neuronalen Netzen und deren Anwendung bei Maschinen hat er Fragen der Mensch-Maschine-Interaktion aufgegriffen. Er widmet sich der "prärationalen Intelligenz", das heißt Basisformen der Intelligenz bei natürlichen Systemen, also bei Menschen und Tieren. Seine interdisziplinär ausgerichteten Arbeiten zeigen, welchen Anteil prärationale Prozesse an natürlichem intelligenten Verhalten besitzen, in welcher Weise diese bereits in einfach gebauten Nervensystemen zu finden sind und wie sie durch neuronale Netze modelliert werden können. Damit übernimmt Ritter eine herausragende Rolle bei der Erforschung sogenannter intelligenter Leistungen.
Nach seinem Studium der Mathematik und Physik in München und in Boston, wo er 24jährig promoviert wurde, ging Günter M. Ziegler als Postdoktorand an die Universität Augsburg, anschließend nach Djursholm, Schweden. Mit 29 Jahren habilitierte er sich an der Technischen Universität Berlin, wurde Abteilungsleiter am Berliner Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik und C3-Professor für Diskrete Mathematik. Heute ist er Inhaber des Lehrstuhls für Diskrete Geometrie an der Technischen Universität Berlin.
In seinen Untersuchungen beschäftigt sich Günter M. Ziegler mit mathematischen Fragestellungen über geometrische Strukturen mit endlich vielen Elementen. Mit Hilfe der komplexen Methoden der Diskreten Mathematik konnte er geometrische Räume in präziser Weise analysieren und neu charakterisieren. Inzwischen wird sogar von der "Björner-Ziegler-Methode" beziehungsweise von "Ziegler-Zivaljevic-Formeln" gesprochen. Günter Ziegler hat bereits eine Vielzahl von Preisen für seine mathematischen Arbeiten erhalten; darunter auch den mit einer Million Mark dotierten Gerhard Hess-Preis der DFG, der ihm eine Intensivierung seiner Forschungsbemühungen ermöglichte.