Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2009 geht an eine Wissenschaftlerin und zehn Wissenschaftler. Sie sind aus 141 Vorschlägen ausgewählt worden. Der mit 2,5 Millionen Euro dotierte Preis wurde am 30. März 2009 in Berlin verliehen. Er zeichnet hervorragende Wissenschaftler*innen für herausragende wissenschaftliche Leistungen aus.
Antje Boetius spürt in ihren nun mit dem Leibniz-Preis gekrönten Forschungen winzigen Organismen nach, die Teile des Meeresbodens besiedeln und großen Einfluss auf das weltweite Klimageschehen haben. Der Meeresforscherin und Mikrobiologin gelang es als Erste, auf dem Ozeangrund mikrobielle Lebensgemeinschaften aus Sulfat reduzierenden Bakterien und metanotrophen Archaea nachzuweisen. Diese Mikroorganismen veratmen in sauerstofffreier Umgebung das in gewaltigen Mengen im Meeresgrund vorhandene Methan - und sorgen so dafür, dass nur ein Teil dieses gefährlichsten aller Treibhausgase in die Atmosphäre gelangt. Diesen Prozess der anaeroben Oxidation von Methan, kurz AOM, konnte Boetius als erste beschreiben, was für Ökologen, Geologen und Ozeanografen sowie Mikrobiologen und Biochemiker von gleichermaßen hohem Interesse war. Mit ihren Arbeiten trägt Boetius entscheidend zum Verständnis eines bedeutenden Prozesses im globalen Klimakreislauf bei.
Ein Großteil von Antje Boetius' Arbeit findet auf hoher See statt. Seit 1989 hat die Wissenschaftlerin an über 30 Expeditionen auf deutschen und ausländischen Forschungsschiffen teilgenommen und dort mit zahlreichen innovativen Methoden Proben entnommen und analysiert. Nach dem Biologiestudium in Hamburg und der Promotion in Bremen forschte sie am Institut für Ostseeforschung in Warnemünde und am Max-Planck-Institut (MPI) für Marine Mikrobiologie in Bremen. 2001 wurde Sie als Assistant Professor an die private Jacobs University Bremen berufen; 2003 wurde sie dort Associate Professorin und zugleich Arbeitsgruppenleiterin am MPI für Marine Mikrobiologie.
Holger Braunschweig hat mit seinen Arbeiten praktisch im Alleingang ein ganzes Forschungsfeld erschlossen: die Verschmelzung von Hauptgruppen- und Übergangsmetallchemie. Das Geschick und die Geduld, mit der er das nahezu unbekannte und als überaus schwierig angesehene Gebiet bewältigte, trug ihm weltweite Anerkennung und nun den Leibniz-Preis ein. Besonders wegweisend sind die Arbeiten, mit denen Braunschweig das Element Bor durch die Verbindung mit Metallen gleichsam "gezähmt" hat. Auf diese Weise wurden neue Moleküle erzeugt, denen wiederum neue Eigenschaften gegeben wurden, von denen zu erwarten ist, dass sie die Katalyse und Materialwissenschaften nachhaltig befruchten. Diese und weitere Ergebnisse hat Braunschweig in einer enormen Fülle von Beiträgen veröffentlicht, von denen allein seit 2005 über 30 in den beiden renommiertesten Fachjournalen "Angewandte Chemie" und "Journal of the American Chemical Society" erschienen sind. Auch die mehr als 50 Vorträge, zu denen Braunschweig in den letzten Jahren eingeladen wurde, belegen seinen exzellenten Ruf.
Der wissenschaftliche Werdegang von Holger Braunschweig ist eng mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen verbunden, an der er nach dem Chemiestudium zunächst promovierte, sich - nach einem Intermezzo als Postdoktorand in Brighton - auch habilitierte und schließlich als Oberassistent tätig war. Von Aachen wechselte er als Senior Lecturer und Reader an das Imperial College London, von wo er 2002 nach Würzburg auf einen Lehrstuhl für Anorganische Chemie berufen wurde.
Wolfram Burgard forscht höchst erfolgreich an der Schnittstelle zwischen Künstlicher Intelligenz und Robotik. Sein Hauptinteresse gilt Robotiksystemen, die sich autonom bewegen können und auch lernfähig sind. Auf diesem Gebiet hat Burgard in den vergangenen zehn Jahren grundlegende Beiträge erbracht, die letztlich einen Paradigmenwechsel in der gesamten Robotik ausgelöst haben. Besonders wegweisend sind seine Arbeiten auf dem Gebiet der probabilistischen Robotik. Sie haben gezeigt, dass es möglich ist, auch ohne Vorwissen über die Ausgangsposition eines mobilen Roboters dessen Position und Orientierung auf effiziente Weise zu schätzen. Davor war man davon ausgegangen, dass ein solches Vorgehen nicht praktikabel ist. Burgards Forschungen sind einerseits von grundsätzlicher wissenschaftlicher Natur und erbringen fundamentale Erkenntnisse zur Orientierungsfähigkeit mobiler Roboter. Zugleich tragen sie erheblich zur ingenieurmäßigen Entwicklung von Robotern bei.
Nach dem Informatikstudium in Dortmund war Wolfram Burgard dort zunächst auch als Assistent tätig, bevor er nach Bonn wechselte, wo er 1991 promovierte. Es folgte ein Forschungsaufenthalt an der Carnegie Mellon University. Von dort wurde er nach Freiburg berufen, wo er seit 2006 Lehrstuhlinhaber an der Fakultät für Informatik ist. Über seine mehrfach ausgezeichneten Arbeiten hinaus engagiert sich Burgard auch auf anderen Gebieten für die Robotik - so für ein internationales Museumsprojekt, für das er den ersten Roboter als Museumsführer entwickelte.
Mit Heinrich Detering erhält ein Geisteswissenschaftler den Leibniz-Preis, der weit über die Fachwelt hinaus die kulturgeschichtlichen Diskussionen der vergangenen Jahre bereicherte. Als Literaturwissenschaftler befasst sich Detering vor allem mit der deutschen und skandinavischen Literatur seit dem 18. Jahrhundert, in der er mit originellen Fragestellungen ebenso grundlegenden wie bislang unbeachteten Zusammenhängen nachspürt. So konnte er mit seiner scharfsinnigen und präzise Analyse der "literarischen Produktivität eines Tabus von Winckelmann bis Thomas Mann" zeigen, dass die Unterdrückung homoerotischer Veranlagungen zur Entwicklung subtiler Narrative führte und sich damit positiv auf die Kunst des Erzählens auswirkte. Als Mitherausgeber und Kommentator der Frankfurter Thomas-Mann-Werkausgabe machte er vor allem große Teile der Mann'schen Essays zugänglich. Sein breites Interesse zeigt Detering auch in Arbeiten über Nietzsche, Laotse und Bob Dylan. Mit den "Grundzügen der Literaturwissenschaft" gibt Detering eine Standardreihe heraus, die nicht nur von Studierenden der Germanistik gelesen wird, und auch als Literaturkritiker ist er einem breiteren Publikum bekannt. Auf allen Feldern hat er sich als ebenso wortmächtig wie textnah und leserfreundlich erwiesen.
Heinrich Detering studierte Deutsche und Skandinavische Philologie, Evangelische Theologie und Philosophie in Göttingen und Heidelberg. Nach der Promotion und Habilitation war er ab 1995 zunächst als Professor in Kiel tätig, seit 2005 ist er Professor für Neuere Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft in Göttingen. Er hat mehrere Gastprofessuren in Dänemark, Norwegen und den USA wahrgenommen und ist Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen und literarischen Akademien und Gesellschaften.
Jürgen Eckert hat entscheidende Beiträge auf dem Gebiet neuartiger amorpher anorganischer Werkstoffe erbracht, die für die Entwicklung neuer technischer Produkte und Lösungen von großer Bedeutung sind. Der Werkstoffwissenschaftler befasst sich vor allem mit metallischen Gläsern und hier wiederum mit eisenbasierten Ausführungen, die eine extrem hohe Festigkeit aufweisen und dennoch preisgünstig herzustellen sind. Insbesondere die mechanischen, thermischen und magnetischen Eigenschaften und die Korrosion solcher massiven metallischen Gläser werden seit Eckerts Forschungen weitaus besser verstanden. Ebenso bedeutend sind seine Arbeiten zu quasikristallinen und nanokristallinen Strukturen. Dabei hat Eckert stets im Blick, dass die für die Produktion vorgesehenen metallischen Gläser nicht unter Laborbedingungen, sondern in industrieller Umgebung hergestellt werden müssen - ein Anwendungsbezug, der sich auch in den mehr als 15 Patenten des Forschers ausdrückt.
Nach dem Studium und der - teilweise im Forschungslabor der Siemens AG erstellten - Promotion in Erlangen-Nürnberg war Jürgen Eckert zunächst am California Institute of Technology in Pasadena sowie in der Industrie tätig, bevor er 1993 an das Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) in Dresden wechselte. Von dort wurde er 2003 auf eine Professur nach Darmstadt berufen, kehrte 2006 jedoch als Direktor des IFW und Lehrstuhlinhaber an der Technischen Universität nach Dresden zurück.
Armin Falk wird für seine Arbeiten ausgezeichnet, mit denen er in der verhaltenswissenschaftlichen Wirtschaftsforschung und in den Wirtschaftswissenschaften insgesamt Maßstäbe gesetzt hat. Sein besonderes Interesse gilt der Frage, wie sich primär nicht-ökonomische, insbesondere psychologische und verhaltensbedingte Motivationen auf das Agieren von Individuen auf Arbeitsmärkten auswirken. Auf fundierter theoretischer Basis und breiter Methoden- und Datengrundlage erforscht Falk die Bedeutung von prozeduraler und prozessbezogener Fairness für wirtschaftliches Verhalten. Aus dieser Perspektive interessiert etwa nicht nur, wie hoch das Einkommen eines Arbeitnehmers im Vergleich zu anderen Arbeitnehmern ist; genauso wichtig ist, wie er und die anderen ihr jeweiliges Einkommen erlangt haben und wie sie dies unter Fairness-Gesichtspunkten bewerten. Über die Wirtschaftswissenschaften hinaus strahlen diese Arbeiten auch auf die Psychologie, Anthropologie und Soziologie aus.
Köln, Zürich und Bonn sind die Stationen in Armin Falks wissenschaftlichem Werdegang. In Köln studierte er Volkswirtschaftslehre, in Zürich promovierte und habilitierte er sich. Mit 35 Jahren wurde er 2003 Professor an der Bonner Universität; daneben ist er als Fellow am Bonner Institut für die Zukunft der Arbeit und Forschungsprofessor am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung tätig.
Mit Frank Kirchhoff erhält einer der weltweit führenden AIDS-Forscher den Leibniz-Preis. Der Virologe hat in den letzten zwei Jahrzehnten entscheidend dazu beigetragen, dass die Entstehung von AIDS und insbesondere die Evolution des HI-Virus immer besser verstanden wird. Kirchhoff konzentrierte seine Forschungen höchst erfolgreich auf eine der wichtigsten Proteinkomponenten des HI-Virus, das Nef-Protein, das vielfältige und ganz unterschiedliche Wirkungen hat: Beim Primaten verringert es die Pathogenese der HI-Viren, beim Menschen geht sein immunmodulierender Effekt dagegen verloren, sodass sich das Virus stark vermehren kann und hochpathogen ist. Weitere bedeutende Entdeckungen Kirchhoffs gelten einem Peptid im menschlichen Blut, das aus 20 Aminosäureresten besteht und die Virusvermehrung blockiert, sowie einem Protein in der Samenflüssigkeit, das mit seinen Fasern HI-Viren einfängt, in Zellen eindringen lässt und damit die Infektionsrate erhöht. Diese Befunde können die hohen Raten der sexuellen Übertragung bei AIDS miterklären und gleichzeitig neue Ansätze zur Vermeidung der Übertragung aufzeigen. Mit diesen Arbeiten hat Kirchhoff der deutschen AIDS-Forschung international zu hohem Ansehen verholfen.
Frank Kirchhoff studierte Biologie in Göttingen und promovierte am Deutschen Primatenzentrum über einen neuen HI-Virus-2-Klon. Als Postdoktorand an der renommierten Harvard Medical School in Boston/Massachusetts befasste er sich erstmals mit dem Nef-Protein des HI-Virus, der auch im Fokus seiner Arbeiten blieb, als Kirchhoff 1994 nach Deutschland zurückkehrte. Hier arbeitete er zunächst als Assistent, Privatdozent und Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg, bevor er 2001 einem Ruf nach Ulm folgte.
Jürgen Rödel befasst sich mit keramischen Hochleistungswerkstoffen und verbindet dabei einen überaus hohen wissenschaftlichen Anspruch mit außerordentlicher experimenteller Kreativität. Besonders bedeutsam sind zum einen seine Beiträge zur Entwicklung ferroelektrischer Funktionskeramiken - die unter anderem in Mobiltelefonen und für die Steuerung von Verbrennungsmotoren eingesetzt werden - und neuer bleifreier piezoelektrischer Keramiken. Rödels zweites weltweit beachtetes Arbeitsgebiet sind neuartige Gradientenwerkstoffe. Hier konnte er mit neuen prozesstechnischen Ansätzen Keramik/Metall-Gradientenwerkstoffe herstellen, die ein hohes Anwendungspotenzial in der Energie- und Medizintechnik haben.
Nach dem Studium in Erlangen-Nürnberg und Leeds promovierte Jürgen Rödel an der University of California in Berkeley, danach forschte er als Postdoktorand an der Lehigh University Bethlehem/Pennsylvania und am National Institute of Standards and Technology, bevor er an die Technische Universität Hamburg-Harburg ging. Seit 1994 ist er Lehrstuhlinhaber in Darmstadt. 1992 erhielt Rödel den Heinz Maier-Leibnitz-Preis der DFG und des BMBF. Von 1995 bis 2001 war er Koordinator des DFG-Schwerpunktprogramms Gradientenwerkstoffe, seit 2003 ist er Sprecher des DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs "Elektrische Ermüdung in Funktionswerkstoffen" in Darmstadt. Als Sprecher des DFG-Fachkollegiums Materialwissenschaften engagierte er sich von 2004 bis 2008 überdies in der wissenschaftlichen Selbstverwaltung.
Karl Lenhard Rudolphs Arbeiten gelten den Telomeren, jenen DNA-Motiven, die sich an den linearen Chromosomenenden befinden und bei jeder Zellteilung um einen Bruchteil kürzer werden. Diesen Prozess der Telomerverkürzung und seine Auswirkungen hat Rudolph in zahlreichen wegweisenden Arbeiten erforscht, wobei er sich besonders für das Enzym Telomerase interessierte, das die Verkürzung der Telomere einschränkt und damit häufigere Zellteilungen ermöglicht. Anhand von Mausmodellen und -mutanten konnte Rudolph unter anderem zeigen, dass die Telomerverkürzung letztlich zu einer Verkürzung der Lebenszeit führt und dass beispielsweise die Entstehung der Leberzirrhose von der Telomerase-Aktivität abhängt. Von besonderer Bedeutung ist Rudolphs Erkenntnis, dass die Telomerverkürzung eine zweifache, entgegengesetzte Rolle bei der Entstehung von Krebs spielt: Einerseits führt sie zur Tumorunterdrückung, andererseits geht sie häufig mit spontaner Krebsbildung einher. Nicht zuletzt wies Rudolph nach, dass die Telomerverkürzung auch die Funktion und Lebensdauer von Stammzellen bestimmt. All diese Arbeiten haben neben ihrer fundamentalen Bedeutung für die Grundlagenforschung auch ein hohes therapeutisches Potenzial.
Nach dem Medizinstudium in Göttingen und der Arzt-im-Praktikum-Zeit in Hannover war Karl Lenhard Rudolph zunächst als Postdoktorand am Albert Einstein College in New York und am Dana Farber Center in Boston tätig, wo er sich erstmals mit den Telomeren befasste. Ab 2001 konnte er im Rahmen des Emmy Noether-Programms der DFG seine eigene Arbeitsgruppe an der Medizinischen Hochschule Hannover aufbauen, 2006 erhielt er eine der ersten Heisenberg-Professuren der DFG. Im Jahr darauf wechselte er als Lehrstuhlinhaber und Max-Planck-Forschungsgruppenleiter an die Universität Ulm.
Burkhard Wilking, der jüngste der neuen Leibniz-Preisträger, gilt international als einer der führenden Differentialgeometer. Mit seinen Arbeiten hat er insbesondere die sogenannte Riemannsche Geometrie entscheidend beeinflusst. Sowohl auf dem Gebiet der Klassifikation Riemannscher Mannigfaltigkeiten positiver Krümmung als auch im Bereich der Konvergenz des Ricci-Flusses sind ihm spektakuläre Durchbrüche gelungen. Dabei verbindet Wilking auf sehr originelle Art und Weise algebraische Methoden mit geometrischer Intuition, wodurch ihm ein tiefes Verständnis geometrischer Eigenschaften von Mannigfaltigkeiten gelingt. Neben seiner bereits mehrfach ausgezeichneten Arbeit als Forscher hat er sich trotz seines jungen Alters auch als akademischer Lehrer in der Ausbildung des differentialgeometrischen Nachwuchses einen Namen gemacht.
Nach dem Studium und der Promotion in Münster war Burkhard Wilking als Postdoktorand an der University of Pennsylvania in Philadelphia tätig, zunächst als Lecturer, danach als DFG-Forschungsstipendiat und Assistant Professor, bevor er 2002 Full Professor wurde. Kurze Zeit später wechselte er nach Deutschland zurück und folgte einem Ruf der Universität Münster, wo er seitdem Lehrstuhlinhaber an der Fakultät für Mathematik und Informatik ist. Unter seinen mehrfachen Auszeichnungen ragt die 2006 ergangene Einladung zu einem Vortrag auf dem nur alle vier Jahre stattfindenden Internationalen Mathematikerkongress heraus.
Als einer der weltweit führenden mathematischen Physiker erhält Martin R. Zirnbauer den Leibniz-Preis. Seine Forschungsinteressen gelten hauptsächlich der kondensierten Materie und hier wiederum insbesondere mesoskopischen elektronischen Systemen, die aufgrund von Unordnung oder eines Mangels an geometrischen Symmetrien Chaos aufweisen. Herausragende Beispiele seines Wirkens sind die Forschungen zur Color-Flavor-Transformation und die Verallgemeinerung der drei Wigner-Dyson-Universitätsklassen von Zufallsmatrizen auf den sogenannten "tenfold way". Diese und weitere Arbeiten zeichnen sich vor allem durch die geschickte Übersetzung von Fragen der Physik in die Sprache der modernen Mathematik und durch eine konsequente mathematische Argumentation aus. Damit leistete Zirnbauer inhaltlich und methodisch Pionierarbeit und stimulierte überdies das erfolgreiche Zusammenarbeiten von Mathematik und Physik.
Martin R. Zirnbauer studierte Physik an der Technischen Universität München und in Oxford, wo er auch promovierte. Sein wissenschaftlicher Werdegang ist durch Arbeitsaufenthalte am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg und am California Institute of Technology/Pasadena geprägt. Mit gerade 29 Jahren wurde er 1987 auf eine Professur in Köln berufen, wo er seit 1996 Lehrstuhlinhaber ist.