Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2017 ging an drei Wissenschaftlerinnen und sieben Wissenschaftler, die vom zuständigen Nominierungsausschuss aus 134 Vorschlägen ausgewählt wurden. Von den zehn neuen Preisträger*innen kommen jeweils drei aus den Naturwissenschaften und den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie jeweils zwei aus den Lebenswissenschaften und den Ingenieurwissenschaften. Alle zehn Ausgezeichneten erhalten ein Preisgeld von jeweils 2,5 Millionen Euro für kommende Forschungsarbeiten.
Verliehen wurden die Leibniz-Preise 2017 am 15. März in Berlin.
Kurz vor der Preisverleihung sind der DFG anonyme Hinweise im Zusammenhang mit Forschungsarbeiten einer der Ausgezeichneten, der Materialwissenschaftlerin Prof. Dr. Britta Nestler (KIT), bekannt gemacht worden, die der Prüfung bedurften. Diese Prüfung ist abgeschlossen und Britta Nestler vom Vorwurf des wissenschaftlichen Fehlverhaltens entlastet. Die DFG verleiht ihr den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2017 nachträglich im Rahmen der DFG-Jahresversammlung in Halle (Saale).
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Lutz Ackermann erhält den Leibniz-Preis 2017 für seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Organischen Chemie. Seine internationale Reputation gründet insbesondere auf seinen Forschungsarbeiten zur katalytischen Aktivierung von Kohlenstoff-Wasserstoff-Bindungen. Diese in allen organischen Stoffen vorkommenden Bindungen sind in der Regel äußerst reaktionsträge und lassen sich nur sehr schlecht und häufig unselektiv transformieren. Die von Ackermann und seinen Mitstreitern entwickelten Verfahren haben grundlegend neue und ressourcenschonende Herstellungswege für wichtige chemische Produkte, darunter Wirkstoffe, Agrochemikalien und Feinchemikalien, ermöglicht. Durch weitere Arbeiten schuf Ackermann zudem neue Konzepte für eine umweltschonende Synthesechemie.
Lutz Ackermann studierte in Kiel Chemie, nach Stationen in Rennes und Mülheim/Ruhr wurde er an der Universität Dortmund promoviert. Als Postdoktorand forschte er in Berkeley, von wo er 2003 als Leiter einer DFG-geförderten Emmy Noether-Nachwuchsgruppe nach München ging. Seit 2007 hat Ackermann seinen jetzigen Lehrstuhl in Göttingen inne und leitet dort seit 2015 das Institut für Organische und Biomolekulare Chemie. Ackermann gehört zu den weltweit am häufigsten zitierten Wissenschaftlern seines Fachbereichs.
Für ihre Studien zur Vielstimmigkeit der arabischen Poesie und Kultur erhält Beatrice Gründler den Leibniz-Preis. Bereits zu einem frühen Zeitpunkt ihrer wissenschaftlichen Laufbahn wendete sie sich dem Medium der Schrift in ihrer grundlegenden Bedeutung für die arabischen Traditionen zu, so in ihrem Buch „The Development of the Arabic Sricpt“ (1993). Schließlich entwickelte sie anhand ihrer Forschungen eine komplexe Mediengeschichte der arabischen Welt, die von der Einführung des Papiers bis zum Buchdruck und darüber hinaus reicht – Gründler selbst spricht in diesem Zusammenhang von einer „Arabic book revolution“. Mit ihrem seit 2015 durchgeführten Pilotprojekt einer digitalen kritischen und kommentierten Edition des „Kalila wa-Dimna“ erschloss Gründler Text-, Entstehungs- und Wirkungsgeschichte jener Fabelsammlung, die als eine der frühesten arabischen Prosaschriften und als zentraler Text der arabischen Weisheitsliteratur gilt. Die Begegnungen arabischer und europäischer Wissenstraditionen, die Gründler in ihren Arbeiten erforscht, praktiziert sie in der Weise ihres Arbeitens auf vorbildliche Weise selbst – auch deshalb sind ihre Forschungsarbeiten so wichtig.
Beatrice Gründler studierte in Straßburg, Tübingen und Harvard, wo sie 1995 auch promoviert wurde. Nach einer Zwischenstation am Dartmouth College lehrte sie ab 1996 an der Yale University, zunächst als Assistenzprofessorin, seit 2002 als Professorin für arabische Literatur. 2014 kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie seitdem an der Freien Universität Berlin forscht.
Ralph Hertwig wird mit dem Leibniz-Preis 2017 für seine wegweisenden Arbeiten auf dem Gebiet der Psychologie des menschlichen Urteilens und Entscheidens ausgezeichnet. Sie erweitern unser Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen menschlicher Rationalität. Hertwig erforscht, mit welchen Strategien Menschen angesichts begrenzten Wissens, begrenzter kognitiver Ressourcen und oft begrenzter Zeit trotzdem gute Entscheidungen treffen und ihr Handeln organisieren. Wesentlich ist dabei die Einsicht, warum in der Begrenzung auch eine Stärke liegt, wie also adaptive Heuristiken als einfache Faustregeln zur Problemlösung in einer unsicheren Welt ebenso wirksam sein können wie komplexe Optimierungsmodelle. Ein weiterer bedeutender Beitrag Hertwigs zur Entscheidungsforschung ist die Unterscheidung zwischen erfahrungsbasierten und beschreibungsbasierten Einschätzungen von Risiken. Sie macht nachvollziehbar, dass etwa die dramatischen Konsequenzen des Klimawandels in der Bevölkerung systematisch unterschätzt werden, weil zwar zur Beschreibung des Problems umfassende Informationen vorliegen, eigene alltägliche Erfahrungen – die Menschen ihren Entscheidungen in erster Linie zugrunde legen – hingegen kaum.
Ralph Hertwig ist seit 2012 Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, wo er den Forschungsbereich Adaptive Rationalität leitet. Hertwig begann seine wissenschaftliche Laufbahn 1995 am Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung in München, 1997 wechselte er an das Max-Planck-Institut in Berlin. Von 2000 bis 2002 war er Research Fellow an der Columbia University. 2003 habilitierte sich Hertwig an der Freien Universität Berlin, 2005 erhielt er einen Ruf als Professor für Kognitionswissenschaft und Entscheidungspsychologie an der Universität Basel, von wo aus er auf seine jetzige Position wechselte.
Karl-Peter Hopfner erhält den Leibniz-Preis für seine herausragenden strukturbiologischen und genombiologischen Arbeiten, mit denen er wegweisende Beiträge auf dem Gebiet der DNA-Reparatur und der zellulären Erkennung fremder Nukleinsäuren geleistet hat. Hopfners Forschungsarbeiten fokussierten sich auf die molekularen Mechanismen von Multiproteinkomplexen, die in der Erkennung geschädigter oder viraler Nukleinsäuren eine wichtige Rolle spielen. Diese Erkennungsprozesse sind für den Schutz des Genoms von zentraler Bedeutung, so zählen Fehler in der Erkennung und Reparatur zu den Hauptgründen für die Krebsentstehung. Darauf aufbauend hat Hopfner entscheidende Arbeiten zur DNA-Doppelstrangbruchreparatur geleistet und in den vergangenen Jahren den Mechanismus des zentralen MRN-Komplexes Mre11-Rad50-Nbs1, eines Sensors für DNA-Schäden, entschlüsselt. Darüber hinaus konnte er substanziell zur Beantwortung der Frage beitragen, wie zelluläre Sensoren des angeborenen Immunsystems bei Infektionen virale oder bakterielle Nukleinsäuren erkennen. Dabei müssen die Sensoren zwischen eigener und fremder RNA unterscheiden.
Karl-Peter Hopfner studierte Biologie in Regensburg und im amerikanischen St. Louis. Seine Promotionszeit verbrachte er am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried in der Gruppe des Nobelpreisträgers Robert Huber. Als Postdoc arbeitete er zwischen 1999 und 2001 am Scripps Research Institute in La Jolla, bevor er als Tenure-Track-Professor an das Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität in München kam. Dort ist er seit 2007 als ordentlicher Professor tätig.
Mit Frank Jülicher wird ein weltweit führender Wissenschaftler im Bereich der Biophysik mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet, der es versteht, universelle physikalische Prinzipien in der komplexen Welt der lebenden Materie herauszuarbeiten. Bereits seine frühen Arbeiten zur Physik des Hörens und zur Mechanik der Zellen erregten Aufsehen. Mit seiner Erforschung der aktiven Materie – deren Bausteine autonome Aktivität zeigen, wie etwa molekulare Motoren, die eine wesentliche Rolle bei der Zellbewegung und -teilung spielen – hat Jülicher ein neues Forschungsfeld eröffnet. Dieses wirft viele grundlegende Fragen der Physik des Nichtgleichgewichts auf und hat zugleich zahlreiche neue Anwendungen wie auch biomimetisches Design inspiriert. Gemeinsam mit französischen Wissenschaftler*innen erarbeitete der Biophysiker die Grundlagen der Dynamik aktiver Materie, indem er eine allgemeine hydrodynamische Theorie der aktiven Materie formulierte. In neuester Zeit wendete sich Jülicher der Kontrolle und Organisation von Zellen in Gewebe zu. Mit seinen grundlegenden Arbeiten trägt er zum Verständnis der Selbstorganisation von Zellen in Gewebe bei. Sie ist bisher weitgehend unverstanden und sowohl für die Entwicklungsbiologie als auch für die medizinische Anwendung von größter Bedeutung.
Frank Jülicher studierte in Stuttgart und Aachen Physik, wurde 1994 an der Universität zu Köln promoviert und forschte im Anschluss daran zwei Jahre in den USA und in Kanada. Danach arbeitete er in Paris mit führenden Wissenschaftler*innen im Bereich der weichen Materie und der Biophysik zusammen und habilitierte sich 2000 an der Universität Paris VII. Seit 2002 ist Jülicher Direktor am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden und Professor für Biophysik an der Technischen Universität Dresden.
Für seine bahnbrechenden Arbeiten zur gezielten reaktiven Bildung von Nanopartikeln aus der Gasphase sowie zu deren Wirkung auf lebende Materie wird Lutz Mädler der Leibniz-Preis zuerkannt. Er entwickelte eine verbesserte Variante der Flammensprühpyrolyse zur kostengünstigen Synthese von Nanopartikeln. Dabei werden organische Verbindungen thermochemisch gespalten. Seine Arbeiten machten die Flammensprühpyrolyse für die Industrie nutzbar. Später konnte Mädler diese Pyrolysetechnik weiterentwickeln, indem er das Tröpfchen-Explosions-Phänomen in Flammensprays und seine Auswirkungen auf die Materialsynthese aufdeckte. Mädler beschäftigte sich aber nicht nur mit der maßgeschneiderten Synthese von Nanopartikeln, sondern untersuchte zudem, inwiefern diese Partikel giftig für den menschlichen Körper sind. Dies ist deshalb bedeutsam, weil viele Anwendungen, etwa in Lacken, Textilien oder Zahnfüllungen, unmittelbare Auswirkungen auf den Menschen haben. Mädler konnte zeigen, dass durch die Wechselwirkungen von synthetischen Nanopartikeln mit biologischem Gewebe reaktive Sauerstoffspezies entstehen, die unerwünschte Reaktionen auslösen können.
Lutz Mädler studierte zunächst Technische Physik an der Technischen Hochschule Zwickau und anschließend Verfahrenstechnik an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, wo er 1999 auch promoviert wurde. Seine Habilitationszeit verbrachte er an der ETH Zürich, danach war er, mit einem DFG-Stipendium ausgestattet, Senior Researcher an der University of California, Los Angeles. 2008 wurde Mädler an die Universität Bremen berufen.
Britta Nestler erhält den Leibniz-Preis 2017 für ihre maßgeblichen, international anerkannten Forschungsarbeiten in der computergestützten Materialforschung und zur Entwicklung neuer Materialmodelle mit multiskaligen und multiphysikalischen Ansätzen. Nestlers Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sie äußerst flexible und leistungsfähige Simulationsumgebungen zur Mikrostruktursimulation von Materialien und Werkstoffen für den Einsatz auf Höchstleistungsrechnern entwickelt. Grundlage hierfür sind Nestlers quantitative Modelle für die Beschreibung von Mehrkomponentensystemen. Damit konnte sie bei der thermomechanischen Simulation von Werkstoffen oder auch bei der Simulation von Erstarrungsvorgängen eine neue Qualität der Mikrostrukturrepräsentation erzielen und so die Vorgänge erstmals durch realistische 3-D-Simulation wiedergeben. Mit ihrer kreativen Anwendung und Weiterentwicklung der Phasenfeldmethode hat Nestler herausragende grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse erzielen können, die auch große praktische Relevanz haben. Ihre Simulationsrechnungen helfen etwa bei der Vorhersage der Rissausbreitung in Konstruktionswerkstoffen wie Bremsscheiben und ermöglichen so, deren Lebensdauer zu verlängern.
Britta Nestler studierte Physik und Mathematik in Aachen, wo sie auch promovierte. Forschungsaufenthalte führten sie ins englische Southampton und nach Paris. Im Jahre 2001 trat Nestler eine Professur an der Fakultät für Informatik der Hochschule Karlsruhe an, 2009 übernahm sie ihren jetzigen Lehrstuhl am KIT.
Kurz vor der Preisverleihung sind der DFG anonyme Hinweise im Zusammenhang mit Forschungsarbeiten einer der Ausgezeichneten, der Materialwissenschaftlerin Prof. Dr. Britta Nestler (KIT), bekannt gemacht worden, die der Prüfung bedurften. Diese Prüfung ist abgeschlossen und Britta Nestler vom Vorwurf des wissenschaftlichen Fehlverhaltens entlastet. Die DFG verleiht ihr den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2017 nachträglich im Rahmen der DFG-Jahresversammlung in Halle (Saale).
Joachim Spatz wird für seine herausragenden Forschungen an der Grenze von Materialwissenschaft und Zellbiophysik mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Seine Forschungen beschäftigen sich mit der Zelladhäsion, also der Haftung und Bindung von Zellen aneinander und auf Oberflächen. Dank einer beispielhaften experimentellen Herangehensweise ist es ihm gelungen, präzise Einblicke in die Kontrolle der Zelladhäsion bis hin zu den physiologischen Prozessen zu gewinnen. Dazu hat Spatz durch den Einsatz von künstlichen, molekular strukturierten Grenzflächen mögliche Wechselwirkungen auf ein Minimum an molekularen Komponenten reduziert. Die wissenschaftliche Leistung von Joachim Spatz besteht darin, dass er mithilfe origineller materialwissenschaftlicher und physikalischer Konzepte die Kommunikationsmechanismen zwischen Zellen auf neuartige Weise untersuchen kann. Mit diesen Mitteln konnte er auch aufklären, wie der molekulare Mechanismus der kollektiven Zellmigration bei der Schließung von Wunden funktioniert.
Joachim Spatz studierte in Ulm und an der Colorado State University Physik, schloss in Ulm seine Promotion in Makromolekularer Chemie ab und habilitierte sich ebenfalls dort mit einem Thema zur Mechanik von Zellen. Seit 2000 ist er Professor für Biophysikalische Chemie in Heidelberg. 2004 wurde er zum Direktor am Max-Planck-Institut für Metallforschung, dem jetzigen Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, in Stuttgart berufen. Seit 2008 hat er zudem eine Gastprofessur für Molekulare Zellbiologie am Weizmann-Institut in Rehovot in Israel inne.
Der Leibniz-Preis 2017 für Anne Storch würdigt eine höchst innovative und weltweit renommierte Afrikanistin, die mit ihren bahnbrechenden Arbeiten zu einer weitreichenden Neuausrichtung ihres Faches beigetragen hat. So hat Storch der Afrikanistik in Anlehnung an Fragestellungen und Methoden aus der Kulturanthropologie und den Sozialwissenschaften in Theorie und Praxis neue thematische und methodische Dimensionen erschlossen. In exemplarischen Untersuchungen hat sie zudem gezeigt, wie sprachwissenschaftlich fundierte Analysen in interdisziplinärer Öffnung für ein kulturanthropologisches Verständnis des gegenwärtigen Afrika fruchtbar gemacht werden können. Besonders bedeutsam war etwa Storchs Studie über Tabus und Geheimsprachen in Zentralafrika aus dem Jahre 2011, die sprachwissenschaftliche Beobachtungen so beschreibt, dass sie in komplexe soziologische Beschreibungen von Machtpraktiken und politischen Wirkungsmechanismen führen. Storchs in der linguistischen Sprachenbeschreibung wurzelnden und weit über diese hinauswachsenden Fallstudien sind international zu Modellstudien für eine moderne und selbstkritische Afrikanistik geworden.
Anne Storch ist seit 2004 Professorin für Afrikanistik in Köln. Sie wurde in Frankfurt/Main und Mainz in Anthropologie, Afrikanistik, Orientalistik und Archäologie ausgebildet. Von 2006 bis 2009 stand sie dem Fachverband Afrikanistik, der Vereinigung der Afrikawissenschaften in Deutschland, vor. Seit 2014 ist sie Präsidentin der International Association for Colonial and Postcolonial Linguistics.
Mit Jörg Vogel wird einer der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Ribonukleinsäure-Biologie mit dem Leibniz-Preis geehrt. Er erhält die Auszeichnung für seine wegweisenden Beiträge zum Verständnis regulatorischer RNA-Moleküle in der Infektionsbiologie. Vogel erkannte sehr früh die Bedeutung der RNA-Biochemie in Prokaryonten und leistete Pionierarbeit mit der Anwendung und Entwicklung von Hochdurchsatz-Sequenzierungsverfahren für die Analyse von RNA. Mit diesem Verfahren konnte er den Einfluss von Krankheitserregern auf die Wirtszelle verfolgen. Vogel entdeckte zudem, wie kleine, regulatorische RNA-Moleküle die Proteinsynthese und den Abbau von RNA kontrollieren. Dies trug zur Entwicklung von neuen, gentherapeutisch nutzbaren Methoden bei. Gemeinsam mit Emmanuelle Charpentier, Leibniz-Preisträgerin 2016, entdeckte Vogel die tracrRNA, also trans-aktivierende RNA, die eine Anwendung des CRISPR/Cas9-Systems erst ermöglicht. Vogel deckte damit allgemeine biologische Prinzipien auf, die für das Verständnis von pathogenen Mikroorganismen eine große Rolle spielen und zu neuen therapeutischen Ansätzen führen.
Jörg Vogel studierte an der Humboldt-Universität in Berlin Biochemie, wo er auch zum Thema des RNA-Spleißens in Pflanzen promovierte. Nach Postdoc-Aufenthalten in Uppsala und Jerusalem wurde er 2004 Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologe in Berlin. Seit 2009 ist er Professor an der Universität in Würzburg und leitet dort das Institut für Molekulare Infektionsbiologie.