Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2018 geht an vier Wissenschaftlerinnen und sieben Wissenschaftler, die vom zuständigen Auswahlausschuss aus 136 Vorschlägen ausgewählt worden sind. Von den elf Preisträger*innen kommen jeweils drei aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, den Lebenswissenschaften und den Naturwissenschaften sowie zwei aus den Ingenieurwissenschaften. Neun der Ausgezeichneten erhalten je ein Preisgeld von 2,5 Millionen Euro, zwei Wissenschaftler teilen sich einen Preis zur Hälfte mit je 1,25 Millionen Euro.
Verliehen wurden die Leibniz-Preise 2018 am 19. März in Berlin.
Sehen Sie die Filmporträts der Preisträger*innen sowie Mitschnitte der Preisverleihung bei "DFG bewegt" auf YouTub.
Jens Beckert erhält den Leibniz-Preis 2018 für seine Arbeiten zur Erneuerung einer interdisziplinären Perspektive in den Sozialwissenschaften, vor allem im Schnittfeld von Soziologie und Wirtschaftswissenschaft – zwei Disziplinen, die sich seit Langem überwiegend isoliert voneinander entwickelt haben. Bereits in seiner Dissertation zu „Grenzen des Marktes“ (1996) legte Beckert die Grundlagen der soziologischen Einbettung wirtschaftlicher Fragestellungen. Mit seiner Habilitation „Unverdientes Vermögen“ (2003) entwickelte er eine vergleichende Soziologie des Erbrechts, in der er aufzeigte, wie sich unterschiedliche Vorstellungen von familiärem Zusammenhalt, Verdienst und Anerkennung in rechtlichen Regeln niederschlagen. Dies brachte ihm auch in den Rechts- und Geschichtswissenschaften hohe Anerkennung ein. In seinem jüngsten Buch „Imagined Futures. Fictional Expectations and Capitalist Dynamics“ (2016) diskutiert Beckert unterschiedliche wirtschaftliche Praktiken und zeigt, wie verschiedene Vorstellungen über die Zukunft sozial koordiniert werden und es ermöglichen, mit der Ungewissheit in der Gegenwart umzugehen. So ist es Beckert gelungen, neue empirische Fragestellungen mit begrifflicher Reflektion zu verbinden und dabei aktuelle Problemstellungen in Wirtschaft und Gesellschaft zu thematisieren.
Jens Beckert ist seit 2005 Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Er studierte Soziologie und Betriebswirtschaft in New York und Berlin, 1996 wurde er in Berlin promoviert. Nach einem Gastaufenthalt an der Harvard University und einer einjährigen Tätigkeit als Associated Professor in Bremen habilitierte Beckert sich 2003 in Berlin. Von 2003 bis 2005 war er Professor für Gesellschaftstheorie an der Universität Göttingen.
Alessandra Buonanno wird mit dem Leibniz-Preis 2018 für ihre Leistungen im Bereich der Gravitationsphysik ausgezeichnet, insbesondere für ihre Arbeiten zur Physik der Gravitationswellen. Mit dem direkten Nachweis von Gravitationswellen, die bei der Kollision zweier schwarzer Löcher entstanden waren, gelang 2015 ein spektakulärer Nachweis der Gültigkeit der Allgemeinen Relativitätstheorie. Ein wesentlicher Baustein für diesen Erfolg waren die von Buonanno entwickelten theoretischen Modelle, die es erlauben, die Signale der Gravitationswellen zu identifizieren und zu interpretieren. Bereits als Postdoktorandin entwickelte sie zusammen mit Thibault Damour den sogenannten EOB-(Effective One-Body-)Formalismus, eine extrem effiziente Methode, um die Bewegung binärer Systeme und ihre Emission von Gravitationswellen zu beschreiben. Buonanno entwickelte diesen Ansatz weiter, um auch Verschmelzungen von Neutronensternen erfassen zu können. Diese hoch verdichteten, massereichen Sterne werden vor der Verschmelzung deformiert, was Rückschlüsse auf ihre innere Struktur ermöglicht.
Alessandra Buonanno studierte Physik in Pisa und wurde dort 1996 promoviert. Sie forschte sodann am CERN, an mehreren ausgewiesenen Institutionen in Paris sowie am California Institute of Technology. 2005 wurde sie als Associate Professor an die University of Maryland berufen, wo sie seit 2010 einen Lehrstuhl innehat. Seit 2014 ist sie Direktorin am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam, seit 2017 Honorarprofessorin an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Universität Potsdam. Buonanno erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2016 den Niedersächsischen Staatspreis, gemeinsam mit Bruce Allen und Karsten Danzmann.
Für ihre methodologischen Innovationen und die konsequente Weiterentwicklung der Wirtschaftswissenschaften erhält Nicola Fuchs-Schündeln den Leibniz-Preis. Fuchs-Schündelns Forschungstätigkeit gründet in der Makroökonomie, zeichnet sich aber dadurch aus, dass sie mikroökonomische Fragen und mikroökonometrische Methoden in die Makroökonomie einführt. Auf dieser Basis entstanden einflussreiche empirische Arbeiten: So war beispielsweise die Methode des „natürlichen Experiments“ in der Mikroökonomie seit den 1990er-Jahren verbreitet, stieß aber in der Makroökonomie auf begründete Vorbehalte. Fuchs-Schündeln erkannte in der deutschen Wiedervereinigung ein Ereignis, das sich als „natürliches Experiment“ untersuchen ließ, da Bevölkerungen mit unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Erfahrungen zusammenkamen, deren Verhalten sich vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen erforschen ließ. Ausgehend von diesem Durchbruch konzentrierte sie sich unter anderem auf die Untersuchung von individuellem Spar- und Konsumverhalten sowie auf die Herausbildung von individuellen Präferenzen, etwa hinsichtlich des Arbeitsangebots, die in den Wirtschaftswissenschaften bislang eher als exogen bestimmt angesehen wurden.
Nicola Fuchs-Schündeln studierte Wirtschaftswissenschaften und Lateinamerikastudien an der Universität zu Köln, 2004 wurde sie an der Yale University promoviert. Ab 2004 war sie fünf Jahre als Assistant Professor an der Harvard University tätig, bis sie 2009 einen Ruf auf die Professur für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität Frankfurt/Main annahm.
Veit Hornung und Eicke Latz erhalten gemeinsam den Leibniz-Preis als zwei der weltweit prägendsten Wissenschaftler auf dem Gebiet der angeborenen Immunantworten. Ihre grundlegenden Beiträge zur sogenannten zytosolischen Fremderkennung, die sich in besonderer Weise ergänzen, haben entscheidend dazu beigetragen, das Forschungsthema international voranzubringen.
Veit Hornung hat bereits früh in seiner wissenschaftlichen Laufbahn begonnen, sich mit den Kernfragen der angeborenen Immunität zu beschäftigen. Er erforschte die molekularen Grundlagen der Nukleinsäure-Erkennung im Zytoplasma, dem von der Membran umschlossenen Inhalt der Zelle. Dabei konnte er sowohl den ersten Virus-Liganden bestimmen, der im Zytoplasma erkannt wird, als auch den ersten zytosolischen Rezeptor (RIG-I) für Virus-DNA, der im Zellinneren zum Einsatz kommt. Beide Mechanismen sind Teil der komplexen, angeborenen Immunantwort; ihre Entdeckung ist nicht nur grundlagenwissenschaftlich bahnbrechend, sondern schlägt sich auch in der Anwendung von Immuntherapien positiv nieder. Hornung konnte mit seiner Arbeit zudem die Ausgangspunkte für die Entwicklung neuer „small molecules“ als therapeutisch wirksame Immunmodulatoren schaffen.
Den Grundstein für seine Arbeiten legte Hornung in seiner auf das Studium der Humanmedizin folgenden Promotion an der LMU München. Während seiner Zeit als Postdoc arbeitete er an der University of Massachusetts Medical School in Worcester mit Eicke Latz zusammen, mit dem er nun gemeinsam ausgezeichnet wird. 2008 wurde er Professor für Klinische Biochemie an der Universität Bonn, 2015 folgte er einem Ruf zurück an die LMU. Hornung wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter 2007 mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis der DFG.
Eicke Latz befasst sich seit vielen Jahren mit Fragestellungen rund um die „Entzündungswerkstatt“ der Zelle. Dabei nimmt er besonders die Aktivierungsmechanismen des Inflammasoms in den Blick, eines Multiproteinkomplexes, der durch Bestandteile von Bakterien oder durch Harnsäurekristalle stimuliert wird. Latz hat das DNA-erkennende AIM2-Inflammasom entdeckt und gezeigt, was die kristallinen oder aggregierten Strukturen in den Zellen des Immunsystems bewirken. Eine fehlgeleitete Aktivierung von Inflammasomen ist maßgeblich bei Zivilisationserkrankungen wie Diabetes oder Alzheimer beteiligt; Latz’ Forschungsergebnisse zeigen deshalb wichtige Konsequenzen für die Diagnose und Therapie dieser Erkrankungen auf. Mit seinen Arbeiten hat Latz das Feld der angeborenen Immunität grundlegend geprägt, neue therapeutische Konzepte entwickelt und andere Forschungsfelder wie Stoffwechsel- oder Neurowissenschaften beeinflusst.
Latz wurde 2001 an der Humboldt-Universität Berlin promoviert und arbeitete nach seinem Abschluss als Arzt in den Merck Research Laboratories in Rahway, New Jersey. Danach war er in verschiedenen Positionen an der University of Massachusetts Medical School (UMass) tätig, zuletzt als Professor. 2009 wurde er an die Universität Bonn berufen und gründete dort das Institut für Angeborene Immunität, er ist jedoch parallel auch weiterhin Professor an der UMass in Worcester.
Die Arbeiten von Heike Paul liefern neue Impulse für das Verständnis amerikanischer Literatur und Kultur sowie für Geschichte und Gegenwart der amerikanisch-deutschen Beziehungen, wofür sie den Leibniz-Preis 2018 erhält. Schon früh in ihrer wissenschaftlichen Karriere konzentrierte Paul sich darauf, die transatlantischen Beziehungen im Kontext eines weit gefassten Migrationsbegriffs zu betrachten. Sie bediente sich dabei oftmals einer kulturwissenschaftlichen Perspektive, die von den Erfahrungshorizonten soziokulturell marginalisierter Gruppen ausgeht. Ihre Habilitationsschrift beschäftigte sich etwa mit der Repräsentation von Afroamerikanern in der deutschen Literatur zwischen 1815 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Später erforschte sie auch Konflikte zwischen ländlichen und urbanen Bereichen der USA und ergründete, wie diese zum Gegenstand kultureller Debatten wurden. In ihrer umfangreichen Studie „The Myths That Made America“ von 2014 spürte sie der medialen Konstruktion und Vergegenwärtigung von Gründungs- und Transformationsmythen der USA nach. Pauls Forschungen führen literatur-, medien-, sozial- und kulturwissenschaftliche Fragen und Methoden systematisch zusammen und bestechen dabei durch Aktualität und Relevanz weit über ihr Fach hinaus.
Heike Paul studierte in Frankfurt/Main und Seattle, war Doktorandin am DFG-Graduiertenkolleg „Geschlechterdifferenz und Literatur“ der LMU München und wurde 1998 an der Universität Leipzig promoviert. 2004 habilitierte sie sich dort mit einer Schrift über „Kulturkontakt und Racial Presences“ und folgte sodann einem Ruf auf den amerikanistischen Lehrstuhl der Universität Erlangen-Nürnberg. Forschungsaufenthalte und Gastprofessuren führten sie nach Harvard, Toronto oder Dartmouth.
Für ihre herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der Stoffwechsel- und Entzündungsforschung wird Erika L. Pearce der Leibniz-Preis zuerkannt. Im Mittelpunkt ihres Forschungsinteresses stehen die Regulation des Immunsystems und der T-Zellen, einer Gruppe von weißen Blutzellen, und insbesondere der Einfluss des Stoffwechsels auf die Steuerung der Immunreaktion. Pearce konnte zeigen, dass ein verändertes Angebot von Glucose und die damit verbundenen Veränderungen im Stoffwechsel die T-Zellantwort beeinflusst. Darüber hinaus hat sie auch die Signalmechanismen entschlüsselt, die die immunmetabolische, also stoffwechselbedingte Programmierung in T-Zellen bestimmen. Pearce ist es somit gelungen, Grundlagenmechanismen der Zellbiologie aufzuklären und diese mit entscheidenden medizinischen Anwendungen zu verknüpfen: Ihre gewonnenen Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für unser heutiges Verständnis der Abwehr von Tumoren und Erregern sowie für die Entwicklung von Immuntherapien.
Erika Pearce ist seit 2015 Direktorin am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg/Breisgau und leitet dort die Abteilung des Instituts für Immunmetabolismus. Pearce studierte Biologie an der Cornell University und wurde 2005 in Zell- und Molekularbiologie an der Universität von Pennsylvania promoviert. Ab 2011 war sie zunächst Assistant Professor, später Associate Professor an der Washington University School of Medicine in St. Louis, von wo aus sie auf ihre jetzige Position wechselte.
Mit Claus Ropers wird ein führender Wissenschaftler auf dem Gebiet der Elektronenmikroskopie mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet, der das neue Forschungsfeld der Quantenoptik von Elektronen mit geprägt hat. Zu seinen jüngsten Erfolgen gehört, dass er 2015 die Möglichkeit der Manipulation des Quantenzustands eines freien Elektronenstrahls in einem Transmissionselektronenmikroskop nachweisen konnte. Zuvor leistete er mit seinen Arbeiten zur Kontrolle der Fotoemission aus extrem dünnen Metallspitzen mittels Terahertz- und optischen Feldern einen wesentlichen Beitrag zur zukünftigen Entwicklung ultraschneller Rastersondenmikroskope. Auch seine Forschung zur Erzeugung energiereicher ultravioletter Strahlung an plasmonischen Nanostrukturen fand weltweit Beachtung. Dabei gelang es Ropers stets, komplexe theoretische Konzepte experimentell zu realisieren; so konnte er eine Vielzahl von innovativen Forschungsansätzen initiieren und in neue Dimensionen der zeitaufgelösten Elektronenmikroskopie vorstoßen.
Claus Ropers studierte Physik in Göttingen und Berkeley und wurde nach Arbeiten am Max-Born-Institut Berlin an der Humboldt-Universität promoviert. Im Anschluss kehrte er nach Göttingen zurück, zunächst als Juniorprofessor und Leiter einer Arbeitsgruppe. Seit 2011 ist er in Göttingen Professor für experimentelle Festkörperphysik. Ropers wurde unter anderem mit dem Walter-Schottky-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgezeichnet.
Der Leibniz-Preis für Oliver G. Schmidt würdigt seine herausragenden Arbeiten zur Erforschung, Herstellung und innovativen Anwendung funktioneller Nanostrukturen. Der studierte Physiker ist ein Pionier auf dem Gebiet der aufgerollten Nanoröhrchen und bewegt sich mit seiner Arbeit zwischen den Fachgebieten Physik, Chemie, Werkstoffwissenschaften, Elektronik und Mikrosystemtechnik. Er arbeitet daran, selbstorganisierte, dreidimensionale Nanostrukturen auf einem Chip zu integrieren. Hierfür hat Schmidt eine Technik entwickelt, um nanometerdünne Schichten so zu spannen, dass eine vielseitige Strukturierung der Materialien nun auch im dreidimensionalen Raum möglich ist. Die grundlagenwissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Forschungsarbeiten hat Schmidt selbst in zahlreiche neue Anwendungen in der Photonik, Sensorik, Medizin und in der Umweltverfahrenstechnik überführt oder aber den Weg dafür aufgezeigt. Dazu zählt die Herstellung von Mikromotoren, Ringresonatoren, optofluidischen Sensoren und von Kondensatoren.
Oliver G. Schmidt wurde 1999 an der TU Berlin promoviert und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart. Nach einem Forschungsaufenthalt an der University of Southern California kehrte er als Forschungsgruppenleiter nach Stuttgart zurück, um sich dann an der Universität Hamburg zu habilitieren. 2007 wurde er als Professor für Materialsysteme der Nanoelektronik an die TU Chemnitz berufen und gleichzeitig Direktor des Instituts für Integrative Nanowissenschaften am Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden.
Mit Bernhard Schölkopf erhält ein Informatiker den Leibniz-Preis, der entscheidende Beiträge zur Theorie und zum Erfolg des „Maschinellen Lernens“ geleistet hat. Bereits zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn befasste Schölkopf sich mit sogenannten Support Vector Machines (SVM), die es ermöglichen, Eingabedaten zu klassifizieren. SVM sind dabei keine Maschinen im engeren Sinne – es handelt sich um ein rein mathematisches Verfahren der Mustererkennung. Schölkopf entwickelte einen Algorithmus, der sich eines Kerns oder Kernels bedient, um seine Berechnungen implizit in einem höherdimensionalen Raum auszuführen. Mit dieser eleganten Vereinfachung legte er den Grundstein für den großen Erfolg der SVM. Das Forschungsgebiet dieser „Kern-Maschinen“ gehört heute zu den wichtigsten Paradigmen des maschinellen Lernens. Dabei erkennt das Verfahren Muster in Lerndaten und kann in der Folge auch in zuvor unbekannten Daten diese Muster wiedererkennen. Zuletzt hat Schölkopf sich mit dem wenig erforschten Gebiet der kausalen Inferenz, der Nutzung von Kausalität in statistischen Lernverfahren, befasst. Diese Verfahren könnten in Zukunft eine Basis für zuverlässige intelligente Systeme, wie Roboter oder autonome Fahrzeuge, liefern.
Bernhard Schölkopf studierte Physik in Tübingen und arbeitete danach in den Bell Laboratories, New Jersey, mit Vladimir Vapnik, dem Pionier der Support Vector Machines. Nach seiner Promotion im Jahr 1997 an der TU Berlin arbeitete er bei der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung und bei Microsoft Research in Cambridge. 2001 ging er als Direktor an das Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen, 2011 wechselte er mit seiner Forschungsgruppe als Gründungsdirektor an das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme. Schölkopf ist Honorarprofessor an der TU Berlin und an der Universität Tübingen.
Für seine bedeutenden Forschungsergebnisse in der Theorie partieller Differentialgleichungen erhält László Székelyhidi den Leibniz-Preis 2018. Die von ihm entwickelten Methoden bereichern in der Mathematik den Austausch zwischen Geometrie und Analysis. Seine neuen Einsichten haben eine über das Fachgebiet weit hinausragende Bedeutung, beispielsweise für das Verständnis der Euler-Gleichungen der Hydrodynamik und das der Elastizitätstheorie der Kontinuumsmechanik. Für die Mathematik stellen die Euler-Gleichungen seit über 200 Jahren eine große Herausforderung dar. Székelyhidi konnte hier gemeinsam mit Camillo De Lellis neue Zugänge entwickeln, um nichtglatte Lösungen der Euler-Gleichungen zu konstruieren. Diese haben zu einem vollständigen Beweis der Onsagerschen Vermutung geführt, die besagt, dass Lösungen mit zu geringer Hölder-Stetigkeit die Energie nicht erhalten, sondern auch verkleinern oder auf unphysikalische Weise vergrößern können. Im Bereich der Elastizitätstheorie der Kontinuumsmechanik gelang Székelyhidi bereits in seiner Doktorarbeit die Konstruktion eines polykonvexen Variationsproblems mit einer nirgends differenzierbaren Extremalen. Zusammen mit Daniel Faraco konnte er zudem mit einem Kompaktheitsresultat, das in engem Zusammenhang mit der Morrey-Vermutung steht, einen weiteren wissenschaftlichen Durchbruch erzielen.
László Székelyhidi studierte Mathematik an der Oxford University und schrieb seine Dissertation am Leipziger Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften. 2003 wurde er an der Universität Leipzig promoviert, gefolgt von Aufenthalten in Princeton und an der ETH Zürich. 2007 folgte er zunächst einem Ruf an die Universität Bonn; seit 2011 ist er Professor am Mathematischen Institut der Universität Leipzig. Er erhielt 2017 einen Consolidator Grant des European Research Councils.