Bei der Betrachtung von Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Forschungstätigkeit ist der Fokus der Senats-AG auf das Förderhandeln der DFG gerichtet. Ihre Einschätzung zu mittel- und langfristigen Folgen der Pandemiesituation hat sie in einen Bericht und in konkrete Empfehlungen gefasst.
Der Bericht der Senats-AG beleuchtet die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Forschungstätigkeit und das Förderhandeln, identifiziert besonders betroffene Bereiche und Personengruppen sowie auch Chancen aus der Pandemiesituation.
Die Senats-AG hat für das Förderhandeln der DFG konkrete Maßnahmen angeregt und Empfehlungen ausgesprochen.
Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Forschungstätigkeit sind individuell und projektspezifisch verschieden. Sie hängen auch vom jeweiligen Fachgebiet, Förderformat und persönlichen Rahmenbedingungen ab. Damit diese Auswirkungen im Kontext von Förderentscheidungen sachgerecht berücksichtigt werden können, sollen Antragsteller*innen, Gutachter*innen und Gremienmitglieder für pandemiebedingte Änderungen in der Projektdurchführung sensibilisiert werden.
Antragsteller*innen wird durch ein neues, in jeden Begutachtungsprozess eingebrachtes Hinweisschreiben (DFG-Vordruck 55.07) besser als zuvor ermöglicht, etwaige Hindernisse in der Projektdurchführung sowie Alternativstrategien im Antrag darzustellen, damit Gutachter*innen und Mitglieder von Entscheidungsgremien diese Umstände in ihre Bewertung einfließen lassen können. Dies ist insbesondere für Fortsetzungsanträge in koordinierten Programmen und der Einzelförderung relevant.
Zudem bietet das neue CV-Template der DFG die Möglichkeit, eine noch stärker individuelle, qualitative Beurteilung der Person und ihrer jeweiligen wissenschaftlichen Leistung zu ermöglichen. So sollen bspw. nicht-publikationsbezogene Forschungsleistungen, wie das Engagement im Wissenschaftssystem oder die Betreuung von Forscher*innen früher Karrierestufen sichtbarer als bisher gemacht und für die Einschätzung der Forschungsleistung relevante private Rahmenbedingungen – beispielsweise „Karrierepausen“ oder Zusatzbelastungen – geltend gemacht werden können. So können unvermeidbare Verzögerungen im Lebenslauf ggf. ausschließlich zu Gunsten der Antragsteller*innen in der Bewertung ihrer wissenschaftlichen Leistung berücksichtigt werden.
Die Coronavirus-Pandemie hat Personen in einem noch frühen Stadium ihrer wissenschaftlichen Karriere verhältnismäßig stark betroffen. Insbesondere die Kontaktbeschränkungen der letzten Jahre treffen diese Personen hart, da sie noch weniger fest in wissenschaftlichen Netzwerken verankert sind. Die Senats-AG bittet daher die DFG-geförderten Forschungsverbünde, nicht nur den eigenen Mitgliedern, sondern auch externen Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen besondere Aufmerksamkeit zu schenken und sie in vernetzende Verbundaktivitäten gezielt einzubeziehen.
Appell an DFG-geförderte Forschungsverbünde:
Es wird angeregt, wissenschaftliche Verbundveranstaltungen um spezifische Programmelemente zur Vernetzung zu ergänzen und den Kreis der Einzuladenden um externe Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen zu erweitern. Um thematisch einschlägig Forschende in frühen Karrierephasen zu identifizieren, kann die DFG-Datenbank GEPRIS genutzt werden. Die Einladung externer Gäste kann im Rahmen der flexibilisierten Mittelverwendung finanziert werden.
Aufbau und Wiederbelebung (internationaler) wissenschaftlicher Netzwerke:
Nicht nur die Kontaktbeschränkungen während der Pandemie, sondern auch eine Verlagerung des wissenschaftlichen Austausches in digitale Formate können eine erste Kontaktaufnahme und beginnende Kooperationen erschweren. Die Senats-AG möchte neben den generellen Möglichkeiten zur Beantragung von Reisemitteln zwei DFG-Förderprogramme bewerben, die Unterstützungsmöglichkeiten zur nationalen und internationalen Vernetzung bieten und so dabei helfen, möglichen Defiziten aktiv zu begegnen. Diese Fördermöglichkeiten stehen explizit auch Wissenschaftlern*innen in frühen Karrierephasen offen.
Promovierende, Postdocs und Nachwuchsgruppenleitende sind von vielen Einschränkungen der Pandemie – wie Verzögerungen im Projektablauf, Kontaktbeschränkungen, eingeschränkte Möglichkeiten zu Austausch und Vernetzung, Care-Aufgaben – überproportional stark betroffen. Diese Belange finden in den regulären DFG-Beratungsangeboten für frühe Karrierephasen selbstverständlich besondere Berücksichtigung: