Der Leibniz-Preis für Iain Couzin würdigt dessen herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Verhaltensbiologie, die zu einem grundlegend neuen Verständnis von kollektivem Verhalten geführt haben. Couzin kombinierte in seinen Forschungsarbeiten bereits früh modernste Techniken von der automatisierten Erfassung von Bewegungsmustern über maschinelle Lernalgorithmen bis hin zu computergestützten Modellen. Auf diese Weise gelang es ihm, die Regeln zu identifizieren, nach denen kollektives Verhalten, etwa von Insekten-, Fisch- oder Vogelschwärmen, ermöglicht wird. Couzin konnte nachweisen, dass wenige Verhaltensregeln für jedes Gruppenmitglied die Bewegung der ganzen Gruppe voraussagen können. Bereits früh in seiner Karriere stellte er ein theoretisches Modell auf, das auf der Basis weniger Verhaltensregeln für jedes Gruppenmitglied die Bewegungsmuster der Gruppe prognostiziert. Es ist als „Couzin-Modell“ nicht nur in die Biologie eingegangen, sondern beeinflusst weit darüber hinaus auch in Physik, Robotik und Sozialwissenschaften das Verständnis von Entscheidungsfindungen und Gruppenstrukturen.
Couzin erhielt 1999 seinen PhD in Biologie von der University of Bath. Nach Postdoc-Aufenthalten in Leeds, Princeton und Oxford ging Couzin 2007 als Assistant Professor an die Princeton University, wo er 2013 zum Full Professor berufen wurde. 2014 folgte er einem Ruf nach Konstanz an das heutige Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, wo er derzeit als Direktor der Abteilung Kollektives Verhalten tätig ist. Couzin ist zudem Inhaber eines Lehrstuhls an der Universität Konstanz. Neben wissenschaftlichen Auszeichnungen erhielt er mehrere Preise für sein Engagement in der Wissenschaftskommunikation.