Anita Traninger wird mit dem Leibniz-Preis für ihre international anerkannten Studien in der frühneuzeitlichen Romanistik ausgezeichnet. Diese verbinden auf innovative Weise Philologie, Rhetorik, Wissenschaftsgeschichte und Mediengeschichte, um die Dynamiken des Kultur- und Wissenstransfers in neuer Perspektive zu erschließen. Insbesondere ihr Verständnis der Rhetorik als historisch variables Ensemble mediengebundener Praktiken ist angesichts der traditionellen, aber noch immer weitverbreiteten Vorstellung der Rhetorik als eines starren Regelwerks bahnbrechend. Vor dem Hintergrund profunder Kenntnis der historischen Texte und Kontexte hinterfragt Traninger stets die scheinbar festen Epochengrenzen von Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit. An die Stelle teleologischer Geschichtsmodelle treten bei ihr Netzwerke und Überlagerungen, kurz: Sie macht die Komplexität historischen Handelns in und mit Sprache konkret greifbar. Traninger ist eine der internationalen Schlüsselfiguren der Romanistik im globalen Kontext, der es gelungen ist, das Fach interdisziplinär neu aufzustellen.
Anita Traninger absolvierte Studium und Promotion in Wien und ging danach an die Freie Universität Berlin, wo sie zunächst Assistentin am Institut für Romanische Philologie wurde. Ihre venia legendi für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Romanische Philologie erhielt sie 2010. Gastdozenturen und Fellowships führten sie nach Belfast, Harvard, Madrid, Oxford, Salamanca, Washington, Wolfenbüttel und Zürich. Seit 2015 lehrt sie als Universitätsprofessorin für Romanische Philologie an der Freien Universität Berlin. Traninger ist Sprecherin des Exzellenzclusters „Temporal Communities. Literatur als Praxis in globaler Perspektive“.