Bereits 2008 veröffentlichte die Senatskommission für Grundsatzfragen der Genforschung der DFGden "Verhaltenscodex: Arbeit mit hochpathogenen Mikroorganismen und Toxinen". Dieser wurde 2013 aktualisiert: Verhaltenscodex: Arbeit mit hochpathogenen Mikroorganismen und Toxinen
Im Juni 2014 folgten die Empfehlungen „Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung“, veröffentlicht von DFG und Leopoldina. Mit den Empfehlungen reagierten die Forschungsorganisationen darauf, dass die Wissenschaft in allen Disziplinen ethische Prinzipien sowie Mechanismen zum verantwortungsvollen Umgang mit Forschungsfreiheit und Forschungsrisiken selbst entwickeln muss. Sie behandeln das Spannungsfeld zwischen der Wissenschaftsfreiheit, wie sie durch Artikel 5 des Grundgesetzes geschützt wird, und der Gefahr, dass Forschungsergebnisse zu schädlichen Zwecken missbraucht werden können. Im Jahr 2022 wurden die Empfehlungen „Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung“ aktualisiert.
Konkret richten sich die Empfehlungen im ersten Teil an einzelne Wissenschaftler*innen, die sich der Gefahr des Missbrauchs ihrer Forschung bewusst sein müssen. In kritischen Fällen obliege jedem*r Einzelnen die Entscheidung über das Verantwortbare – in Abwägung der Chancen der Forschung gegenüber deren Risiken für Menschenwürde, Leben und weitere wichtige verfassungsrechtlich geschützte Güter. Der zweite Teil wendet sich an Forschungsinstitutionen, die die Rahmenbedingungen für ethisch verantwortbare Forschung schaffen müssen. Dazu gehört die Sensibilisierung für mögliche Risiken ebenso wie die Vermittlung der notwendigen Kenntnisse über die rechtlichen Grenzen der Forschung. Die Institutionen sollen über die gesetzlichen Regelungen hinaus Ethikregeln für den Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung entwickeln.
Schließlich nahm im März 2015 der zunächst für drei Jahre eingesetzte „Gemeinsame Ausschuss zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung die Arbeit auf. Er soll die wirksame und nachhaltige Umsetzung der im Juni 2014 (Überarbeitung November 2022) von DFG und Leopoldina erarbeiteten Empfehlungen zu „Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung“ unterstützen.
Angesichts der sich wandelnden Weltlage hat die DFG im September 2023 Empfehlungen für den Umgang mit Risiken in internationale Kooperationenherausgegeben.
Auch der Gemeinsame Ausschus setzte in seinem Tätigkeits- und Sachstandsbericht 202 mit dem Titel ""Wissenschaftsfreiheit und Sicherheitsinteressen in Zeiten geopolitischer Polarisierung" einen Schwerpunkt auf das Thema.
© DFG / David Ausserhofer
Wie virulent das Thema ist, zeigt auch die Neujahrsrede 202 von DFG-Präsidentin Katja Becker: "Aus Sicht der DFG ist verantwortungsvolles De-Risking das Mittel der Wahl, um eine ausgewogene Balance zwischen Wissenschaftsfreiheit und Sicherheitsinteressen zu erreichen. Und eine solche Risikominimierung kann nur auf den bewährten, dezentralen Strukturen und Prozessen wissenschaftlicher Selbstverwaltung aufbauen". Sie verwies zudem auf einen Austausch zum Thema mit Vertreter*innen aus dem deutschen und US-amerikanischen Wissenschaftsbetrieb, der Politik und der Diplomatie am Rande der GAIN-Tagung 2024.