Deutschland ist ein Einwanderungsland. Auch wenn es Einwanderung in der deutschen Geschichte immer schon gab, ist sie erst in den letzten Jahren auch im öffentlichen Bewusstsein zum Normalfall geworden. Doch überall willkommen waren und sind Eingewanderte deshalb noch lange nicht. Wenn darüber gesprochen wird, steht meist die Frage nach dem Nutzen im Vordergrund: Wir brauchen qualifizierte Arbeitskräfte und Menschen, die Arbeiten im Service-Sektor übernehmen. Und wir brauchen Einwanderung, weil sinkende Geburtenraten und der demografische Wandel die Sozialsysteme massiv unter Druck setzen.
Weniger im Fokus steht die Frage, wie Menschen hier eigentlich heimisch werden und unsere gesellschaftliche, politische und kulturelle Landschaft mitgestalten können: Welche Bildungschancen, Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe und des sozialen Aufstiegs gibt es? Auf welcher Wertebasis wird darüber entschieden, wer kommen und bleiben darf und wer nicht? Unter welchen Voraussetzungen werden Migranten*innen deutsche Staatsbürger? Was bringen Menschen aus anderen Kulturkreisen mit, und wie profitiert die Gesellschaft von diesen Impulsen? Was bedeutet „gelungene Integration“? Welche Kompromisse müssen Eingewanderte und die sogenannte „Mehrheitsgesellschaft“ machen, damit sich eine für alle lebenswerte Gesellschaft entwickeln kann? Wie verändert sich durch die Einwanderung auch das, was wir unter „Deutschsein“ verstehen?
Jürgen Bast ist Professor für Öffentliches Recht und Europarecht an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Sprecher der DFG-Forschungsgruppe „Menschenrechtsdiskurse in der Migrationsgesellschaft (MeDiMi)“, die sich mit der Schnittstelle von Migration und Menschenrechten im Recht, in der Politik und im Alltag befasst. Seine Ausbildung in Jura und Soziologie absolvierte er in Frankfurt am Main, Berlin und Heidelberg. Er forscht und veröffentlicht seit vielen Jahren zu Themen des deutschen, europäischen und internationalen Migrationsrechts, einschließlich Flüchtlingsrecht und Studien zu Bürgerschaft.
Musa Deli ist Sozialpsychologe und Leiter des Gesundheitszentrums für Migranten*innen sowie des sozialpsychiatrischen Kompetenzzentrums Migration in Köln. Er ist Publizist und Buchautor. Seine Schwerpunkte sind Gesundheitsthemen, Migrationsbelastung, Interkulturelle Öffnung, Interkulturelle Kompetenz und Integration. Als Experte auf diesen Gebieten wirkt er an wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit und hält Vorträge zu diesen Themen.
Yuliya Kosyakova ist Professorin für Migrationsforschung an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und Leiterin des Forschungsbereiches Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Sie studierte Ökonomie an der Universität Bamberg und promovierte am Europäischen Hochschulinstitut (EUI) in Florenz in Soziologie. Ihre Forschungsinteressen beziehen sich auf Migration und Flüchtlingsforschung, beispielsweise auf Fragen der ökonomisch-sozialen Benachteiligung und Integration von Geflüchteten und anderen Migranten*innen.
Das Graphic Recording entstand während der Veranstaltung. Es zeigt die Moderatorinnen und die eingeladenen Gäste und dokumentiert die wesentlichen Punkte der inhaltlichen Diskussion.