Mit seinen Arbeiten zur Narratologie antiker Erzählformen, zur antiken Ästhetik und zum Verhältnis von Geschichtsbild und Erfahrung in erzählenden und historiographischen Texten der Antike hat Jonas Grethlein die Entwicklung nicht nur der Klassischen Philologie, sondern auch der Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften wesentlich beeinflusst. Für diese Leistung wird er mit dem Leibniz-Preis 2024 ausgezeichnet. Den Ausgangspunkt und Kern aller Arbeiten Grethleins, einem der führenden Gräzisten weltweit, bilden eingehende Interpretationen von Texten aus nahezu allen Gattungen der antiken griechischen Literatur. Dabei interpretiert er die antiken Texte oftmals mithilfe von modernen literatur- und kulturtheoretischen Ansätzen auf eine noch nicht da gewesene Art. So etwa orientierte Grethlein sich schon bei der Interpretation griechischer Tragödien in seiner Dissertation (2003) an der Fragestellung, welche Rolle das Asyl in Athen für die Konstruktion kultureller Identität spielte. Insgesamt umfasst sein wissenschaftliches Œuvre bereits elf Monographien – die jüngste, „Ancient Greek Texts and Modern Narrative Theory. Towards a Critical Dialogue“, erschien im Mai 2023. Die Antike erscheint darin, wie in all seinen Publikationen, aktuell und nah, weil sie in kritischen Dialog mit der Gegenwart tritt.
Jonas Grethlein wurde 2002 in Freiburg im Breisgau in Lateinischer Philologie, Griechischer Philologie und Alter Geschichte promoviert und habilitierte sich 2005 am selben Ort. Von 2003 bis 2009 war er Nachwuchsgruppenleiter im Emmy Noether-Programm der DFG. Ab 2007 war er Assistant Professor an der University of California, Santa Barbara, bevor er 2008 von der Universität Heidelberg auf den Lehrstuhl in Griechischer Literaturwissenschaft berufen wurde. Grethlein erhielt 2006 den Heinz Maier Leibnitz-Preis der DFG sowie 2013 einen ERC Starting Grant zum Thema „Experience and Teleology in Ancient Narrative“. Rufe der University of St. Andrews (Schottland, 2012) und der Cambridge University (England, 2021) zeigen Grethleins weit über Deutschland hinaus reichende wissenschaftliche Reputation; er blieb Heidelberg jedoch treu.
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